Zum wiederholten Male kommt in einigen europäischen Ländern die grundsätzliche Diskussion über Prostitution und Sexdienstleistungen auf. Federführend stellt sich diesmal Deutschland an die Spitze wobei es das Thema bis in die hohe Politik geschafft hat. Gestritten und debattiert wird über nichts geringeres als das Verbot der Prostitution und Sexdienstleistern. Dadurch flammen die Gespräche auch in anderen Ländern wieder auf. Doch macht ein Verbot des ältesten Gewerbes tatsächlich einen Sinn? Oder Verschärft sich dadurch die ohnehin prekäre Situation der Sexarbeiter noch mehr?
Wir wollen verschiedene europäische Modelle unter die Lupe nehmen und die Vor wie auch die Nachteile betrachten. Natürlich so wie immer: Ohne Tabus! Mehr dazu weiter unten im Blog.
Wir blicken etwas zurück und befinden uns Mitten in der Coronakrise. Während des "Shut Down" werden in Deutschland alle Bordelle per Gesetz geschlossen. Zu gefährlich sei die Ansteckung mit Covid-19 in diesem Gewerbe. So weit, so gut. Der Peak der Infektionen ist überschritten und es scheint als ob wir die Infektionsherde im Griff hätten. Die ersten Sparten und Industriebetriebe dürfen wieder öffnen, doch bei den Bordellen bleiben die Tore geschlossen. Darüber freuen sich einige Bundestagsabgeordnete die gleich daraufhin eine Forderung an die Regierungschefs der Bundesländer schreiben, sie sollen doch die Bordelle für immer geschlossen halten! Als Gründe werden zuerst die Ansteckungsgefahr genannt, dann das es sich um menschenunwürdige Arbeit handelt. Grob gesagt war dies der Auslöser der Diskussion welche immer größere Kreise zieht.
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Ein kleiner Überblick über Europa
Deutschland - Das Bordell Europas
In Deutschland sind derzeit ca. 33.000 Personen in der Erotikdienstleistung gemeldet während Schätzungen von zusätzlichen 370.000 nicht gemeldeten ausgehen. Ergibt knapp 400.000 Personen die Dienstleistungen im ältesten Gewerbe der Welt anbieten. Aus den Zahlen lässt sich bereits eine Tatsache herauslesen: Nur etwa 10 Prozent der Dienstleister sind tatsächlich erfasst. Den restlichen 90 Prozent wird ein zukünftiges Verbot wahrscheinlich egal sein, sie befinden sich bereits vor dem Pandemiegesetz in der illegalen Prostitution. Doch was für ein Motiv steckt nun hinter Menschen die ein Verbot der legalen Prostitution fordern? Wir können hier leider auch nur Vermutungen anstellen. Es kann von gewissen Moralvorstellungen bis hin zu religiösen Gründen gehen. Doch eigentlich ist uns das Motiv auch egal. Wichtig ist nur ob sich eine Besserung für Anbieter von Sexdienstleistungen einstellt oder nicht.
Italien - Vom Vatikan bis zur Mafia
Im Süden Europas verhält sich die Situation anders. Italien war lange Zeit ein Verfechter des Verbotes von Sexarbeiter. Dies lockerte sich wieder, so das heute Straßen- und Wohnungsprostitution erlaubt ist. Angesichts des relativ großen Aufkommens illegaler Prostituierter aus Nordafrika und Osteuropa wird überlegt staatlich kontrollierte Bordelle wieder zu erlauben. Der Menschenhandel welcher Hand in Hand mit der illegalen Prostitution einhergeht spielt Gruppierungen wie der italienischen Mafia entgegen. Bei der Einführung von Bordellen steht der Staat jedoch einer mächtigen katholischen Lobby gegenüber die sich vehement dagegen ausspricht und lieber das "Nordische Prostitutionsgesetz" einführen will. Bei diesem wird der Freier bestraft, nicht der Sexarbeiter.
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Österreich - Zwischen zwei Welten
Während in Italien nur verhalten Sexdienstleistungen angeboten werden und in Deutschland eine sehr liberale Haltung gelebt wird kocht das kleine Österreich seine eigene Suppe. Und das mit einigen guten Ansätzen. In Österreich ist die Prostitution legal und wird wie ein gewöhnlicher Dienstleistungsberuf gesehen. Man meldet sich an, bezahlt Steuern und Versicherung und muss in regelmäßigen Abständen zur Gesundheitsuntersuchung (alle sechs Wochen). In der Alpenrepublik spricht sich das Kanzleramt ungewohnt deutlich gegen ein Verbot aus. Man befürchtet das man den Einfluss auf das Gewerbe verliert wenn ein totales Verbot besteht. Denn das durch ein Verbot die Sexdienstleistungen aufhören, glaubt hierzulande niemand. Es würde vielmehr die rechtliche Stellungen der Personen die in diesem Gewerbe tätig sind mindern und ihnen die Chance rauben sich bei Gewalt oder ähnlichen Übergriffen mit Hilfe des Staates zur Wehr zu setzen. Nach dem Motto: Lieber legal und wir können die Szene beeinflussen. Dies scheint zu funktionieren. Im ganzen Land sprießen parallel dazu Anlaufstellen für Sexarbeiter aus dem Boden. Angeboten werden Umschulungen, Beratungen, psychologische Betreuungen, Rechtsberatungen und Hilfestellungen. Angeboten wird dies in vielen Sprachen, auf Wunsch anonym und auch bei den Personen zu Hause durch zum Beispiel Streetworker.
Rumänien - Vom Verbot zum Exportschlager
Während in Rumänien Prostitution illegal ist, können in westlichen Ländern vergleichsweise viele rumänische Prostituierte beobachtet werden die sowohl legal als auch illegal auf dem Strich und in Bordellen arbeiten. Durch das Verbot der Sexarbeit in Rumänien gibt es auch keine Schutzgesetze bzw. Gesundheitskontrollen in diesem osteuropäischen Land. Die Verbreitung ansteckender Geschlechtskrankheiten ist sehr hoch und wird von vielen Gruppierungen kritisiert. Die Politik verschweigt das Thema gerne weshalb keine Änderung in Sicht ist.
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Türkei - Vom Staat erlaubt
Auch wenn es sich viele Menschen in Europa nicht vorstellen können, ist die Türkei das einzige asiatische Land in dem Sexarbeit erlaubt und geregelt ist. In der Türkei ist Prostitution in staatlich kontrollierten Bordellen erlaubt, außerhalb jedoch nicht. Der Straßenstrich erfreut sich dennoch großer Beliebtheit und wird vor allem in großen Städten wie Istanbul und Ankara angeboten.
Schweden, Norwegen, Island - das Nordische Prostitutionsgesetz
In Schweden, Norwegen und Island gilt das nordische Prostitutionsgesetz. Auch Finnland wollte dies einführen, schaffte jedoch keine Mehrheit für das Gesetz. Auch einige Gruppierungen in Italien sprechen sich dafür aus. Das Nordische Prostitutionsgesetz besagt das anders wie in vielen anderen Ländern nicht der Sexarbeiter sondern der Freier unter Strafe gestellt wird. Dies räumt Sexdienstleistern eine Verbesserung der alltäglichen Situation ein und hat einen großen Rückhalt in der Bevölkerung.
Unser Fazit
Wenn wir die verschiedenen Modelle in Betracht ziehen können wir erkennen das ein Verbot zu einem höheren illegalen Angebot führt. Dies stellt eine Verschlechterung für Sexarbeiter dar und man kriminalisiert diese. Auch steigt durch fehlende Gesundheitschecks die Ansteckung von gefährlichen Krankheiten wie Aids, HIV, Hepatitis etc. Das "Nordische Prostitutionsgesetz" klingt zwar reizend, bringt jedoch die Kunden in die Illegalität. Egal in was für einem Gewerbe, niemand möchte das seine Kunden verboten handeln um bei ihm Dienstleistungen oder Waren in Anspruch nehmen zu können. Auch wenn sich das einige Gruppierungen nicht vorstellen können oder wollen: Es gibt Frauen die tatsächlich freiwillig Sexdienstleistungen anbieten. Sie verdienen ein gutes Geld, bezahlen Steuern und Versicherung und kommen klar damit. Wir sprechen hier aber nur vom legalen Staßenstrich bzw. Sexangebot. Wir würden aber sofort für viel strengere Gesetze bei illegaler Prostitution eintreten welcher ja oft in Zusammenhang mit Menschenhandel steht. Die legale Seite jedoch hält sich an die Gesetze und wird durch diese auch geschützt. Somit sehen wir kein Problem in der erlaubten Prostitution. Es ist ein Dienstleistungsangebot wie jedes andere auch. Sei es beim Friseur, Masseur oder einer Prostituierten.
Deine Dunkle Begierde